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1. August 2020

Hoyerswerda – Wärmewende im Strukturwandel

Kommune 1

Hoyerswerda, eine Kreisstadt mit 33.000 Einwohner*innen, 50 Kilometer nördlich von Dresden, befindet sich mitten im Strukturwandel des Lausitzer Reviers. Derzeit bezieht die Kommune Fernwärme vom Braunkohlekraftwerk Schwarze Pumpe über eine 12 Kilometer lange Hochtemperatur-Leitung, die im Jahr 1960 errichtet wurde. Der Anschlussgrad im Versorgungsgebiet beträgt circa 60 Prozent der Einwohner*innen. Darüber hinaus sind der Zoo, Schulen und Verwaltungen sowie das Seenlandklinikum, mit über 400 Betten, an das Netz angeschlossen.

Für das Gelingen des nun bevorstehenden Wandels, bedingt durch den sich erneut verschärfenden Strukturwandel aufgrund des geplanten Kohleausstiegs, begibt sich Hoyerswerda auf ein weitreichendes, integratives Vorhaben. Ziel der Stadt ist es, mit den Einwohner*innen eine verlässliche Stadtökonomie mit einer ökologischen, ökonomischen und sozialverträglichen Energie- und Fernwärmeversorgung im Zusammenhang mit Digitalisierung zu entwickeln. Dazu liegt bereits ein Strategiepapier vor, welches bis ins Jahr 2038 reicht.

Derzeitiger Stand bei der Energiewende

Auf einigen freigewordenen Flächen im Stadtgebiet wurden zahlreiche PV-Anlagen aufgebaut. Ebenso sind Gebäude der Stadt mit PV-Anlagen ausgerüstet worden, wie z.B. die Lausitzhalle oder das Wasserwerk. Weiterhin ist eine Vielzahl der vorhandenen Garagenkomplexe der Neustadt mit PV-Anlagen bestückt worden. Insgesamt sind über 26 MW an PV-Anlagen im Stadtgebiet installiert, somit wird heute knapp 30 Prozent des Stromverbrauchs der Stadt über Solarstrom gedeckt.

Im Stadtzentrum, auf dem SWH-Gebäude, sind kleine Windräder installiert. Zusätzlich ist für den Betrieb des Lausitzbads ein Blockheizkraftwerk mit 500 kW (thermisch) in Betrieb. Ebenso nutzen die Versorgungsbetriebe Hoyerswerda GmbH (VBH) eigenes Klärgas zur Stromerzeugung in betriebseigenen Blockheizkraftwerken. Ziel ist, für die derzeitige Fernwärmeversorgung ein konkretes, nachhaltiges Versorgungskonzept durchzuführen.

Geplante Wärmemaßnahmen

Um die Energiewende mit ökologischen, ökonomischen und sozialverträglichen Energielösungen in der Region umzusetzen, verfolgen die städtischen Akteure eine abgestufte  Strategie: Zunächst wird der künftige Wärmebedarf mit regionalen, möglichst klimaneutralen, Erzeugungskapazitäten verglichen. Eine Wirtschaftlichkeits- und Machbarkeitsanalyse wird im Anschluss Handlungsoptionen zur Neuorganisation der Wärmeversorgung in der Stadt liefern. Aufgrund des hohen Wärmebedarfs in der Stadt steht ein Mix unterschiedlicher Erzeugungstechnologien im Fokus.  Vielversprechende Optionen sind:

  • Vernetzung lokaler Erzeuger zur Bündelung von Kapazitäten
  • Auskopplung von Wärme einer thermischen Abfallbehandlungsanlage mit optionaler Implementierung einer Monoverbrennungsanlage mit der Integration in das Versorgungsnetz von Hoyerswerda
  • Aufbau von Quartierslösungen mit dezentralen Wärmenetzen unter Einbindung regionaler Energie- und Wärmequellen, wie Solar, Grund- und Seewasser und den Vorteilen der Sektorenkopplung

 

Chancen bei der Umsetzung von erneuerbaren Wärmeprojekten
  • Hoyerswerda plant als Vorreiter für eine vom Strukturwandel am stärksten betroffene Region die Machbarkeit einer zukunftsgerichteten klimaneutralen Energieversorgung aufzuzeigen
  • Hoyerswerda möchte damit ein positives Zukunftsbild für die von der Energiewende betroffene/n Bürger*innen der Lausitz und auch bundesweit zeichnen
  • Hoyerswerda möchte junge Menschen für die Lausitz gewinnen, die in der Stadt und in der Umgebung eine ökologisch nachhaltige Zukunft aufbauen
  • Hoyerswerda hat die Chance, als Vorbild für eine nachhaltige Fernwärmeversorgung für andere vom Strukturwandel betroffenen Kommunen zu gelten

 

Größte Herausforderung bei der Umsetzung der Wärmewende

Ein erfolgreicher Strukturwandel mit dem Aufbau von ökologisch, ökonomisch und sozialverträglichen Energielösungen ist für die Kommunen in der Lausitz nur durch überregionale Kooperation und mit finanzieller Unterstützung durch Bund und Land realisierbar. Hoyerswerda arbeitet dafür aktiv.

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