Kommunalverwaltungen können bei der Wärmewende als Vorbild dienen und durch Vernetzung und besondere Anreize auch die Privatwirtschaft auf die richtige Fährte lenken.
Die Hindernisse lassen sich in drei Kategorien unterteilen:
Die gute Nachricht ist, dass die meisten dieser Hindernisse nicht für kommunale Gebäude gelten. In Bezug auf die Eigentumsverhältnisse ist nur das Dilemma zwischen Mieter*innen und Vermieter*innen ein möglicher Faktor. In Deutschland müssen kommunale Wohnungsunternehmen ihre Immobilien zwar wirtschaftlich betreuen, jedoch keine Gewinne erwirtschaften. Daher können sie eine längerfristige Amortisation der Renovierungskosten eher verkraften und müssen die Mieten nicht so stark erhöhen wie im Privatbesitz.
Passivhaus-Standard renoviertes Hochhaus in Freiburg. Quelle: Grauer Elefant, Wikipedia
Bei der ersten Renovierung eines Hochhauses nach dem Passivhausstandard in Deutschland reduzierte die Freiburger Stadtbau GmbH den Wärmebedarf um 80 Prozent, was zu Einsparungen von 51 Cent pro Quadratmeter im Monat führte. Eine 70 Quadratmeter große Wohnung spart somit rund 428 Euro jährlich an Heizkosten. Die Kaltmiete blieb dennoch unter dem Durchschnitt der Stadt, auch wenn sie leicht gestiegen ist.
In der Privatwirtschaft können die Kommunen die regelmäßige Weiterbildung von Handwerker*innen fördern, indem sie lokale Netzwerke aufbauen und Veranstaltungen durchführen. Dort können die interessierte Öffentlichkeit (sprich: potentielle Kunden), Handwerker*innen und Expert*innen mehr über die modernsten Möglichkeiten der Gebäudesanierung erfahren. Die Website sanieren-profitieren.de führt Hausbesitzer*innen zu einem Energieaudit, aus dem konkrete Maßnahmen abgeleitet werden. Hinter der Webseite steht die Deutsche Bundesstiftung Umwelt in Zusammenarbeit mit Wirtschaftsverbänden. Die AEE hat an der Entwicklung eines Online-Kostenrechners mitgewirkt, der einen ersten Einblick in mögliche Technologien und Brennstoffe sowie in deren Vollkosten und Treibhausgasemissionen gibt.
Kommunale Gebäude bieten generell einige Synergien: Sie nehmen in der Regel viel Fläche ein und die Planung ist meist ganzheitlich; beide Aspekte mindern das Problem der „allmählichen Sanierung.“ Aber auch wenn es um mehrere Objekte geht, können Kommunen Synergien nutzen. Eine Klausel zur optimalen energetischen Sanierung kann in Kaufverträge geschrieben werden. Die größten Vorteile ergeben sich nämlich, wenn der Ansatz viele Gebäude gleichzeitig abdeckt.
Ob für kommunale oder private Gebäude, die Empfehlungen der Expert*innen sind oft die gleichen:
Da die meisten Gebäude in naher Zukunft nicht „nahezu emissionsfrei“ sein werden, ist es wichtig, so viele kohlenstofffarme Wärmequellen wie möglich zu nutzen. Ganzheitliches Denken zahlt sich auch hier aus. Kommunen können mithilfe von Wärmeplänen identifizieren, wo Wärmequelle vorhanden sind und wo die Wärme entsprechend benötigt wird: Ein öffentliches Hallenbad benötigt möglicherweise Wärme, die eine nahegelegene Firma als Abwärme liefern könnte. Oder ein Fernwärmenetz könnte Kapazität besitzen, um den Anschluss eines neuen Stadtteils zu ermöglichen. Wenn diese Zusammenhänge noch nicht bekannt sind, können Kommunen solche Daten entsprechend anfangen zu sammeln, damit die Maßnahmen koordiniert werden können.
Sobald die Daten vorliegen, wird im nächsten Schritt ein quartiersweiter Aktionsplan (oft „integriertes Quartierskonzept“ oder „energetische Stadtsanierung“ genannt) aufgestellt. Im Rahmen des Programms „Energetische Stadtsanierungen“ vergibt die KfW-Bank zum Beispiel zinsgünstige Kredite.